Harm van den Dorpel and Vera Molnár at LOHAUS SOMINSKY / Munich

Artist(s): Harm van den Dorpel and Vera Molnár
Curator: Sofia Somninsky, Ingrid Lohaus
Art space: LOHAUS SOMINSKY
Address: Ottostr. 10, 80333 Munich
Duration: 06/09/2024 - 02/11/2024
Credits: Dirk Tacke, Courtesy LOHAUS SOMINSKY

Die Galerie LOHAUSSOMINSKY freut sich, die Ausstellung “Angles Morts” des Künstlers Harm van den Dorpel zu zeigen. Diese Ausstellung präsentiert eine eindrucksvolle Untersuchung der künstlerischen Auseinandersetzung mit zweidimensionalen Gitterstrukturen und generativer Kunst.
Seit 2019 widmet sich Harm van den Dorpel der Erforschung von Künstlerinnen wie Anni Albers, Vera Molnár, Charlotte Posenenske, Hanne Darboven und Tauba Auerbach, die für ihre Arbeiten mit zweidimensionalen Gittermustern bekannt sind. Diese Forschung ist Teil seiner Bemühungen, seine eigenen Wurzeln in der generativen Kunst zu ergründen und seine Einflüsse zu identifizieren.
Dabei ist zu bemerken, dass die aufgelisteten Künstlerinnen alle Frauen sind. Van den Dorpel erkennt in seinen Nachforschungen eine Dominanz weiblicher Kunstschaffenden im Feld der generativen Kunst. Er erwägt eine historische Verbindung zwischen der systematischen Anordnung wiederkehrender Elemente in Gittermustern und dem Handwerk der Weberei, einer traditionell von Frauen dominierten Tätigkeit.
In seiner Arbeit erforscht der Künstler die Komplexität der Werke von Künstlerinnen, wie beispielsweise Anni Albers. Während es technisch einfach gewesen wäre, einen Algorithmus zu programmieren, der ihre Dreiecksmuster replizierte, stellte sich heraus, dass das zufällige Platzieren der Dreiecke nicht die gewünschte ästhetische Wirkung erzielte. Van den Dorpel erkannte, dass Albers klare Regeln in ihrem Kopf formuliert haben musste, die sie algorithmisch auf jede Zelle des Rasters anwandte. Diese Erkenntnis führte zu einem tiefen Respekt für die unsichtbaren Strukturen und Gedankengänge, die in den Werken von Albers und anderen Künstlerinnen der generativen Kunst verborgen liegen.
Anders als Albers, arbeitete Vera Molnár mit Computertechnologie, die jedoch sehr begrenzt war, keine Bildschirme hatte und nur einfache Ausgaben lieferte, die sie manuell in physische Objekte umsetzen musste. Diese Prozesse waren arbeitsintensiv und führten zu kleinen Makeln, die Van den Dorpel besonders schätzt.
In seinen Arbeiten verwendet van den Dorpel moderne Algorithmen und einen Plotter, um die Ästhetik und Methodik seiner Vorbilder nachzuahmen und weiterzuentwickeln. Ein Plotter ist ein spezieller Drucker, der präzise technische Zeichnungen und Grafiken erstellt, indem er Stifte oder Marker auf einer X-Y-Achse über das Papier bewegt. Im Gegensatz zu herkömmlichen Druckern, die Tinte in Zeilen von oben nach unten auftragen, zeichnet der Plotter Linien in verschiedenen Richtungen. Dieser Prozess verleiht den Arbeiten eine organische Qualität, die über die Präzision digitaler Drucke hinausgeht. Der Plotter zieht Linien in alle Richtungen und erzeugt durch die langsame, mechanische Bewegung einzigartige und nicht wiederholbare Ergebnisse, die eine menschliche Unvorhersehbarkeit in die digitalen Werke einfließen lassen.
Sein Interesse an den Methoden dieser Künstlerinnen führte van den Dorpel dazu, seine eigenen Prozesse zu hinterfragen und zu optimieren. Trotz seiner technologischen Hilfsmittel sucht er nach einer Verbindung zu den handwerklichen und geistigen Ansätzen seiner Vorgängerinnen. Die Ausstellung “Angles Morts” bietet einen tiefen Einblick in diese komplexen Wechselwirkungen zwischen historischen Einflüssen und modernen Technologien.
Ein wiederkehrendes Thema in van den Dorpels Praxis ist die Instabilität des digitalen Mediums, wo jede spezifische Idee oder Ausdrucksform schwer zu fassen ist. Diese Instabilität vermeidet eine feste, endgültige Aussage und betont ein offenes System. In seiner Reflexion über die historische Rolle von Frauen in der Rechenkunst und ihre oft übersehenen Beiträge, würdigt van den Dorpel die rigorose und visionäre Arbeit dieser Pionierinnen.
“Angles Morts” präsentiert nicht nur ein System von Werken, sondern lädt die Besucher ein, die komplexen Wechselwirkungen zwischen historischen Einflüssen und modernen Technologien zu entdecken. Die Ausstellung läuft ab dem 6. September in der Galerie LOHAUSSOMINSKY.